Kaum ein Lebensmittel hat eine so bewegte und kontroverse Geschichte wie die Margarine. Einst als billiger Ersatz für die „gute Butter“ verschrien, hat sie sich zu einem hochmodernen Produkt entwickelt, das in unzähligen Varianten im Kühlregal zu finden ist. Doch was genau steckt in einem Becher Margarine? Wie wird sie hergestellt und ist sie wirklich die gesündere Alternative?
In diesem Beitrag räumen wir mit alten Vorurteilen auf und beleuchten die faszinierende Welt der Margarine – von ihrer Erfindung im 19. Jahrhundert bis zu den heutigen Hightech-Streichfetten.
Was ist Margarine eigentlich?
Im Grunde ist die Idee hinter Margarine simpel: Man nimmt pflanzliche Öle, die bei Raumtemperatur flüssig sind, und verwandelt sie in eine streichfeste Masse. Die Hauptzutaten sind daher:
- Pflanzliche Fette und Öle: Rapsöl, Sonnenblumenöl, Leinöl oder auch Palm- und Kokosfett.
- Wasser: Der zweite Hauptbestandteil.
- Emulgatoren: Diese Hilfsstoffe (oft Lecithin aus Soja oder Sonnenblumen) sorgen dafür, dass sich Fett und Wasser zu einer stabilen, cremigen Emulsion verbinden und sich nicht wieder trennen.
Zusätzlich werden oft noch Vitamine (meist A, D und E) zugesetzt, um den Nährwert an den von Butter anzugleichen, sowie Beta-Carotin für die typisch gelbliche Farbe.
Eine Erfindung aus der Not: Die Geschichte der Margarine
Die Geschichte der Margarine beginnt im Jahr 1869 in Frankreich. Kaiser Napoleon III. schrieb einen Wettbewerb aus: Er suchte nach einem haltbaren und preiswerten Ersatz für Butter, um seine Truppen zu versorgen. Der französische Chemiker Hippolyte Mège-Mouriès gewann den Preis mit seiner Erfindung, die er aus Rindertalg, Milch und Wasser herstellte. Er nannte sie „Margarine“, abgeleitet vom griechischen Wort márgaron für „Perle“, wegen ihres perlmuttartigen Glanzes.
Schnell wurde aus dem militärischen Proviant ein Produkt für die breite Masse und die industrielle Produktion mit pflanzlichen Fetten begann.
Video: Margarine
Das große Problem der Vergangenheit: Die Transfette
Der schlechte Ruf, der Margarine lange anhaftete, hatte einen handfesten Grund: die Transfette. Um die flüssigen Pflanzenöle streichfest zu machen, nutzte man früher ein Verfahren namens partielle Fetthärtung. Dabei entstanden als unerwünschtes Nebenprodukt große Mengen an industriellen Transfettsäuren.
Heute weiß man, dass diese Transfette extrem gesundheitsschädlich sind. Sie erhöhen das „schlechte“ LDL-Cholesterin, senken das „gute“ HDL-Cholesterin und fördern Entzündungen im Körper, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen drastisch erhöht.
Die gute Nachricht: Die Herstellungsmethoden haben sich grundlegend geändert! Moderne Margarinen werden durch spezielle Verfahren (Umesterung) und die geschickte Mischung von von Natur aus festen Fetten (wie Kokos- oder Palmfett) mit flüssigen Ölen hergestellt. Dadurch enthalten sie heute praktisch keine schädlichen Transfette mehr. Seit 2021 gibt es in der EU zudem einen strengen Grenzwert für industrielle Transfette in Lebensmitteln.
Margarine vs. Butter: Der ewige Kampf im Kühlregal
Was ist denn nun die bessere Wahl? Das hängt von den persönlichen Prioritäten ab.
Merkmal | Butter | Moderne Margarine |
Herkunft | Tierisch (Milchfett) | Pflanzlich |
Hauptfette | Gesättigte Fettsäuren (ca. 60-70%) | Ungesättigte Fettsäuren (einfach & mehrfach) |
Cholesterin | Enthält Cholesterin | Cholesterinfrei |
Streichfähigkeit | Hart aus dem Kühlschrank | Meist direkt streichfähig |
Gesundheit | Hoher Anteil an gesättigten Fetten kann LDL-Cholesterin erhöhen. | Hoher Anteil an ungesättigten Fetten gilt als herzfreundlicher. |
Aus ernährungsphysiologischer Sicht hat die moderne Margarine oft die Nase vorn. Durch den hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, insbesondere Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren (je nach verwendetem Öl), gilt sie als die bessere Wahl für die Herzgesundheit.
Fazit: Margarine hat eine beeindruckende Entwicklung durchgemacht. Vergessen Sie die alten Geschichten über ungesunde Fette. Eine hochwertige, moderne Margarine aus guten Ölen wie Raps- oder Sonnenblumenöl ist ein ernährungsphysiologisch sinnvolles Streichfett und eine gute Alternative zur Butter. Wie bei allen Fetten gilt jedoch auch hier: in Maßen genießen.
Infografik Margarine
Margarine: Vom Butter-Ersatz zum modernen Streichfett
Entdecken Sie die überraschende Entwicklung eines alltäglichen Lebensmittels.
Herstellung: Damals vs. Heute
Früher: Das Transfett-Problem
Flüssige Pflanzenöle
Partielle Fetthärtung
☠️ Entstehung von Transfetten
Heute: Die sichere Methode
Flüssige & feste Pflanzenfette
Schonende Mischung (Umesterung)
✅ Praktisch keine Transfette
Moderne Herstellungsverfahren haben das gesundheitsschädliche Problem der Transfette vollständig gelöst.
Der Showdown: Fette im Vergleich
Der größte Unterschied zwischen Butter und moderner Margarine liegt in der Zusammensetzung ihrer Fettsäuren. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Herzgesundheit.
Margarine vs. Butter auf einen Blick
Herkunft
Margarine ist rein pflanzlich, Butter wird aus tierischem Milchfett hergestellt.
Herzgesundheit
Margarine ist reich an herzfreundlichen ungesättigten Fetten.
Cholesterin
Als pflanzliches Produkt ist Margarine von Natur aus cholesterinfrei.
Streichfähigkeit
Margarine ist meist direkt aus dem Kühlschrank streichfähig, Butter nicht.