
Einleitung
Die Schleie – auch als „Goldschleie“ oder „Teichschleie“ bekannt – ist ein eher stiller Star unter den Süßwasserfischen Europas. Sie gilt als besonders anpassungsfähig, robust und traditionell – mit tiefen Wurzeln in der regionalen Fischereikultur. Doch wie gesund ist ihr Fleisch? Wo kommt sie her? Und wie lässt sie sich kulinarisch nutzen? Dieser Beitrag liefert fundierte Antworten.
Definition & Einordnung
Die Schleie (Tinca tinca) ist ein europäischer Süßwasserfisch aus der Familie der Karpfenfische (Cyprinidae). Sie ist leicht an ihrer gedrungenen Körperform, den kleinen Schuppen und der typisch olivgrünen bis goldbraunen Färbung zu erkennen. Die Haut wirkt fast schleimig – daher auch der Name „Schleie“.
Schleien sind Bodenbewohner, die vor allem in langsam fließenden oder stehenden, krautreichen Gewässern vorkommen. Sie sind äußerst widerstandsfähig gegenüber Sauerstoffmangel und bevorzugen Temperaturen zwischen 18 und 24 °C.
In der Teichwirtschaft werden Schleien sowohl zur Speisefischproduktion als auch zur Pflege von Biotopen gezüchtet. Wegen ihres zarten, leicht süßlichen Fleisches gelten sie als geschätzter Speisefisch in der traditionellen Küche – insbesondere in Mittel- und Osteuropa.


Fang
Die Schleie wird überwiegend in Teichanlagen und kleinen Naturgewässern gefangen oder gezielt gezüchtet. Der Fang erfolgt meist durch Reusen, Stellnetze oder durch das Abfischen von Teichen, etwa im Rahmen traditioneller Herbstabfischungen.
Da Schleien sehr scheu und versteckt lebend sind, ist der gezielte Fang im offenen Gewässer schwierig. In der Freizeitfischerei ist sie eine geschätzte Art, allerdings erfordert ihr Fang Geduld und eine unauffällige Köderführung.
Die kommerzielle Bedeutung der Schleie ist im Vergleich zu Karpfen oder Forelle gering, jedoch hat sie als regionales Produkt einen hohen Stellenwert, vor allem in naturnaher Aquakultur und Direktvermarktung.
Herkunft
Ursprünglich ist die Schleie in fast ganz Europa und Teilen Asiens beheimatet. Sie kommt heute in freier Wildbahn insbesondere in Deutschland, Polen, Tschechien, Österreich und Teilen der Ukraine vor. Ihr Verbreitungsgebiet reicht vom Westen Europas bis weit in die eurasischen Steppengebiete.
Der größte Teil der heute im Handel erhältlichen Schleien stammt aus Teichwirtschaften – insbesondere aus Bayern, Sachsen, Polen und Tschechien. Dort werden sie meist in extensiven Teichen mit naturnaher Fütterung gehalten. Aufgrund ihrer Robustheit werden sie gelegentlich auch in Mischteichen mit Karpfen oder Zander gehalten.
Wildfänge aus natürlichen Gewässern sind möglich, spielen aber in der Vermarktung kaum eine Rolle. Die kontrollierte Herkunft aus Teichanlagen ermöglicht eine hohe Qualität und Rückverfolgbarkeit.


Schleie ist Zutat von
– Gebratene Schleie mit Butter und Petersilie
– Geräucherte Schleie (traditionelle Fischräucherei)
– Schleie „blau“ mit Meerrettich
– Fischsuppe mit Schleie und Wurzelgemüse
– Filetierte Schleie in Weißweinsoße
– Klassischer Karpfenteich-Mischfisch
– Schleie als Zutat in osteuropäischen Fischgerichten
– Schleiensalat mit Dill und Essigmarinade

Nährwerte
Schleienfleisch ist eiweißreich, relativ fettarm und enthält wertvolle Mineralstoffe. Es eignet sich hervorragend für eine ausgewogene Ernährung und liefert neben Eisen und Kalium auch nennenswerte Mengen an Vitamin B12.
Nährwerte | pro 100g |
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Brennwert | 96 kcal |
Fett | 2,0 g |
– davon gesättigte Fettsäuren | 0,6 g |
Kohlenhydrate | 0 g |
– davon Zucker | 0 g |
Eiweiß | 20,3 g |
Salz | 0,1 g |
Besondere Inhaltsstoffe / Zusatzstoffe / Wirkungen
Schleienfleisch enthält hochwertiges Eiweiß und ist eine gute Quelle für Vitamin B12, das für Blutbildung und Nervensystem essenziell ist. Zudem liefert es relevante Mengen an Eisen, Kalium und Phosphor, die an Sauerstofftransport, Muskelfunktion und Energiestoffwechsel beteiligt sind.
In geringeren Mengen sind auch Omega-3-Fettsäuren enthalten, die zur Herzgesundheit beitragen. Die enthaltenen ungesättigten Fettsäuren und das moderate Fettprofil machen die Schleie ernährungsphysiologisch wertvoll.
Die Schleie wird in der Regel ohne Zusatzstoffe oder Konservierungsmittel angeboten – vor allem, wenn sie aus regionaler Teichwirtschaft stammt. Sie ist damit ein naturbelassener, nachhaltiger Fisch aus heimischer Produktion.


Ernährungsphysiologische Bedeutung
Die Schleie ist ein ausgewogener, leicht verdaulicher Speisefisch mit hohem Proteingehalt und geringem Fettanteil – ideal für eine gesundheitsbewusste Ernährung. Sie eignet sich sowohl für cholesterinbewusste Kostformen als auch für den Einsatz bei proteinbetonten Diäten.
Durch die Kombination aus Vitamin B12, Eisen und Jod leistet sie einen Beitrag zur Aufrechterhaltung zentraler Körperfunktionen – insbesondere bei vegetabil orientierten Essern, die auf tierische Eiweißquellen achten.
Ihr feines, mildes Fleisch ist auch bei älteren Menschen oder in der Rekonvaleszenz beliebt. Als regionaler Süßwasserfisch ohne lange Transportwege und ohne exotische Zusatzstoffe stellt sie zudem eine nachhaltige Alternative zu Meeresfischen dar.
Verwendungstipps & Rezeptideen
Frische Schleie lässt sich wunderbar braten, dünsten oder räuchern. Traditionell wird sie gerne „blau“ zubereitet – also in Essigwasser pochiert. Dabei behält sie ihre typische Schleimschicht, die durch das heiße Essigwasser eine bläuliche Färbung annimmt.
Geräucherte Schleie gilt in vielen Regionen Deutschlands und Polens als Delikatesse. Auch als Filet mit feiner Weißweinsauce oder klassisch gebraten mit Zitrone und Petersilie ist sie beliebt.
Wichtig: Schleien sind grätenreich – eine sorgfältige Filetierung oder das Garen im Ganzen mit anschließender Entgratung empfiehlt sich.


Daten, Fakten und Wissenswertes
– Wissenschaftlicher Name: Tinca tinca
– Familie: Karpfenfische (Cyprinidae)
– Durchschnittsgröße: 30–40 cm
– Besonderes Merkmal: goldgrüne Haut mit Schleimfilm
– Lebensraum: Still- und Schwachfließgewässer
– Herkunft: meist Teichwirtschaften in DE, PL, CZ
– Geschmack: mild, fein, leicht süßlich
– Beliebt in: Polen, Tschechien, Süddeutschland
– Verarbeitung: frisch, geräuchert oder filetiert
FAQ
Ist die Schleie ein Speisefisch?
Ja – sie ist ein traditioneller Süßwasserfisch mit feinem Fleisch und wird vor allem in Mittel- und Osteuropa geschätzt.
Wie erkennt man frische Schleie?
Klare Augen, glänzende Haut, kein unangenehmer Geruch. Die Haut sollte feucht und schleimig wirken – das ist typisch, nicht verdorben.
Ist Schleie grätenreich?
Ja – besonders bei größeren Exemplaren sind zahlreiche Y-Gräten vorhanden. Filetieren oder sanftes Garen im Ganzen hilft.
Wo kann man Schleie kaufen?
Auf Wochenmärkten, direkt beim Teichwirt oder in regionalen Fischläden. Auch manche Online-Fischhändler führen sie saisonal.
