
Einleitung
Taschenkrebse gehören zu den faszinierendsten Krustentieren unserer Meere – nicht nur wegen ihres markanten Aussehens, sondern auch wegen ihres zarten Fleisches. Ob als Delikatesse in der gehobenen Küche oder in verarbeiteten Produkten: Die Tiere spielen eine wichtige Rolle in der kulinarischen Welt. In diesem Beitrag beleuchten wir Herkunft, Fangmethoden, Nährwerte und Verwendungsmöglichkeiten – kompakt, wissenschaftlich fundiert und mit praktischen Tipps.
Definition & Einordnung
Der Begriff „Taschenkrebse“ bezeichnet verschiedene Arten aus der Familie der Cancridae und Portunidae, darunter der Gemeine Taschenkrebs (Cancer pagurus), der entlang der nordwesteuropäischen Küsten beheimatet ist. Charakteristisch ist ihr breiter, ovaler Panzer und die zwei kräftigen Scheren, die sie zum Zerkleinern von Muscheln und zur Verteidigung nutzen. Die Bezeichnung „Taschenkrebs“ leitet sich von den Vertiefungen hinter den Scheren ab, die an Taschen erinnern. In der zoologischen Systematik gehören sie zum Stamm der Gliederfüßer (Arthropoda) und zur Klasse der Krebstiere (Crustacea). Anders als Garnelen oder Hummer sind sie Bodenbewohner und leben bevorzugt in Fels- oder Sandböden in Tiefen von bis zu 100 Metern.


Herstellung
Taschenkrebse werden nicht gezüchtet, sondern ausschließlich wildgefangen. Die gängigste Methode ist der Fang mit Reusen, also körbchenartigen Fallen, die mit Ködern versehen und auf dem Meeresboden ausgelegt werden. Diese Fangmethode gilt als nachhaltig, da unerwünschter Beifang gering bleibt. Nach dem Fang werden die Tiere häufig lebend zum Hafen transportiert und dort in Meerwasserbecken zwischengelagert. In der industriellen Verarbeitung folgt oft ein kurzes Abkochen, um das Fleisch leichter aus dem Panzer lösen zu können. Das Fleisch – besonders aus den Scheren und dem Brustbereich – wird anschließend sortiert, entnommen und entweder frisch vermarktet, tiefgefroren oder konserviert.
Herkunft
Der Gemeine Taschenkrebs kommt vor allem in der Nordsee, im Ärmelkanal, entlang der atlantischen Küste Frankreichs sowie bis hinunter nach Portugal vor. Er bevorzugt gemäßigte Wassertemperaturen und wird typischerweise in Tiefen zwischen 10 und 100 Metern angetroffen. In Großbritannien zählt er zu den wichtigsten wirtschaftlich genutzten Krustentieren. Die Fangquoten und Mindestmaße sind streng reguliert, um Überfischung zu vermeiden – insbesondere in Schutzgebieten wie dem Doggerbank-Areal oder Teilen der südenglischen Küste.


Taschenkrebse sind Zutat von
– Krabbensalat und Krebsfleischcocktail
– Edle Fischsuppen und Bisques
– Meeresfrüchteplatten
– Pasta mit Meeresfrüchten
– Aufstrichen mit Krebsfleisch
– Sushi mit Krabbenfleisch
– Konservenprodukte (z. B. Krebsfleisch in Lake)

Nährwerte
Das Fleisch des Taschenkrebses ist besonders fettarm, proteinreich und enthält wichtige Mikronährstoffe. Aufgrund des niedrigen Kaloriengehalts und hohen Eiweißanteils ist es für eine bewusste Ernährung gut geeignet. Der Salzgehalt variiert je nach Verarbeitung.
Nährwerte | pro 100g |
---|---|
Brennwert | 82 kcal |
Fett | 1,0 g |
– davon gesättigte Fettsäuren | 0,2 g |
Kohlenhydrate | 0,5 g |
– davon Zucker | 0,1 g |
Eiweiß | 18,5 g |
Salz | 0,8 g |
Besondere Inhaltsstoffe / Zusatzstoffe / Wirkungen
Taschenkrebse enthalten neben hochwertigem Eiweiß auch wichtige Mikronährstoffe wie Jod, Selen, Vitamin B12 und Zink. Diese sind essenziell für Schilddrüsenfunktion, Zellschutz, Blutbildung und Immunsystem. Besonders hervorzuheben ist der natürliche Gehalt an Astaxanthin – ein Carotinoid, das antioxidativ wirkt und für die rötliche Färbung des Krebsfleisches verantwortlich ist. In verarbeiteten Produkten kommen nur selten Zusatzstoffe vor – gelegentlich wird Salzlake oder Zitronensäure zur Konservierung eingesetzt. Insgesamt gelten Taschenkrebse als nährstoffreich und „clean label“-geeignetes Lebensmittel.


Ernährungsphysiologische Bedeutung
Das Fleisch des Taschenkrebses ist besonders mager und liefert zugleich eine hohe Menge biologisch hochwertiger Proteine. Durch den geringen Fettanteil ist es auch für kalorienbewusste oder cholesterinarme Diäten geeignet. Die enthaltenen Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend und unterstützen Herz-Kreislauf-Funktionen. Vitamin B12 und Jod tragen zur normalen Funktion des Nervensystems und der Schilddrüse bei. Aufgrund des niedrigen Gehalts an Purinen ist das Fleisch auch für Menschen mit Harnsäureproblemen meist gut verträglich. Zusammengefasst: Taschenkrebse sind ein wertvoller Beitrag zu einer ausgewogenen Ernährung mit Fokus auf Meeresressourcen.
Verwendungstipps & Rezeptideen
Das Taschenkrebsfleisch lässt sich wunderbar kalt oder warm genießen. Klassisch ist die Kombination mit Mayonnaise, Dill und Zitrone als Krabbensalat. In warmen Gerichten eignet es sich hervorragend als Einlage in Fischsuppen, zu Pasta mit Sahne-Weißwein-Sauce oder in asiatischen Gerichten mit Ingwer und Sojasauce. Auch als Füllung für Avocadohälften oder als Aufstrich mit Frischkäse ist es beliebt. Tipp: Beim Erwärmen sollte das Fleisch nur kurz und schonend gegart werden, um seine zarte Konsistenz zu erhalten.


Daten, Fakten und Wissenswertes
– Ein ausgewachsener Taschenkrebs kann bis zu 3 kg wiegen.
– Die Scheren des Männchens sind deutlich größer als die des Weibchens.
– In Großbritannien ist „crab meat“ ein beliebter Sandwich-Belag.
– Fangzeiten unterliegen je nach Land strikten Schonzeiten.
– Das Fleisch ist weiß und sehr zart, mit leicht süßlicher Note.
– Die Tiere können sich durch das Abwerfen von Scheren verteidigen (Autotomie).
– In der französischen Küche ist die „Crabe farci“ (gefüllter Krebs) beliebt.
FAQ
Wie lange ist gekochter Taschenkrebs haltbar?
Gekühlt bei max. 4 °C hält sich gekochtes Fleisch 1–2 Tage. Tiefgefroren bis zu 6 Monate.
Darf man Taschenkrebs roh essen?
Nein. Wegen möglicher Keime und Parasiten sollte er immer gekocht oder blanchiert verzehrt werden.
Was ist der Unterschied zwischen Taschenkrebs und Königskrabbe?
Taschenkrebse gehören zur Familie der Cancridae, Königskrabben zur Familie der Lithodidae. Letztere leben in kälteren Gewässern und sind deutlich größer.
Ist Taschenkrebs nachhaltig?
Ja – insbesondere bei Reusenfang aus zertifizierten Fanggebieten (z. B. MSC) gelten sie als nachhaltig.
