derMarktleiter Icon Einleitung zum Thema Beifuß

Einleitung

Der Gewöhnliche Beifuß (Artemisia vulgaris) ist weit mehr als nur ein unscheinbares Kraut am Wegesrand. Seit Jahrtausenden wird er als kraftvolles Gewürz- und Heilkraut geschätzt und findet besonders in der traditionellen europäischen und asiatischen Küche Verwendung. Bekannt für seine Fähigkeit, fette Speisen bekömmlicher zu machen, verbirgt sich hinter seinem herb-aromatischen Duft eine reiche Kulturgeschichte und eine Fülle an wertvollen Inhaltsstoffen. Entdecken Sie mit uns die faszinierende Welt des Beifußes, von seinen botanischen Wurzeln bis hin zu modernen Küchentipps.

Pflanzenart

Der Gewöhnliche Beifuß, botanisch Artemisia vulgaris, gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Diese ausdauernde, krautige Pflanze kann Wuchshöhen von 60 Zentimetern bis über zwei Metern erreichen. Charakteristisch sind ihre aufrechten, oft rötlich überlaufenen und leicht behaarten Stängel sowie die fiederteiligen Laubblätter. Die Blattoberseite ist von einem satten Dunkelgrün, während die Unterseite durch dichte, filzige Behaarung weißlich-grau erscheint.

Verwendet werden vor allem die getrockneten Triebspitzen, Blütenknospen und Blätter der Pflanze. Die Ernte erfolgt idealerweise kurz vor dem Aufblühen der kleinen, unscheinbaren Blütenkörbchen, die von Juli bis September erscheinen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Konzentration der wertvollen ätherischen Öle und Bitterstoffe am höchsten, die für das intensive Aroma und die verdauungsfördernde Wirkung verantwortlich sind. Eine Besonderheit ist der hohe Gehalt an Thujon in einigen Beifuß-Arten, weshalb eine maßvolle Dosierung empfohlen wird.

derMarktleiter Icon Definition von Beifuß

Herkunft

Beifuß ist ein echtes Kosmopolit und in den gemäßigten Zonen Europas, Asiens und Nordafrikas heimisch. Als anspruchslose Pionierpflanze wächst er bevorzugt auf stickstoffreichen Böden an Wegrändern, auf Schuttplätzen und an Ufern. Durch menschliche Besiedlung wurde er auch in Nordamerika verbreitet, wo er heute ebenfalls weitflächig zu finden ist.

derMarktleiter Icon Herkunft von Beifuß
derMarktleiter Icon Herstellung von Beifuß-Gewürz

Kultivierung und Herstellungsprozesse

Obwohl Beifuß häufig wild gesammelt wird, erfolgt für die kommerzielle Nutzung auch ein gezielter Anbau. Die Kultivierung ist unkompliziert, da die Pflanze sehr robust und anpassungsfähig ist. Die Aussaat kann im Frühjahr erfolgen, einfacher ist jedoch die Vermehrung durch Teilung der Wurzelstöcke. Beifuß bevorzugt sonnige Standorte und durchlässige, nährstoffreiche Böden, toleriert aber auch weniger ideale Bedingungen. Eine Düngung ist in der Regel nicht erforderlich.

Der entscheidende Prozess ist die Ernte und Trocknung. Die oberen, zarten Triebspitzen samt Knospen und Blättern werden kurz vor der vollen Blüte (Juli/August) geschnitten. Zu diesem Zeitpunkt ist das Aroma am intensivsten. Die geernteten Pflanzenteile werden gebündelt und an einem luftigen, schattigen und warmen Ort kopfüber aufgehängt. Eine schnelle und schonende Trocknung ist essenziell, um die ätherischen Öle zu erhalten und Schimmelbildung zu vermeiden. Nach der vollständigen Trocknung werden die Blätter und Blüten von den Stängeln gerebelt und luftdicht verpackt, um ihr Aroma zu konservieren.

derMarktleiter Icon Sensorik und Geschmack von Beifuß

Sensorik & Geschmack

Die Sensorik von Beifuß ist komplex und markant. Sein Duft ist stark aromatisch, würzig und erinnert an eine Mischung aus Minze, Wacholder und leicht harzigen Noten. Verantwortlich dafür ist das ätherische Öl, das sich hauptsächlich aus Campher, Thujon und Cineol zusammensetzt.

Der Geschmack ist kräftig-würzig und von einer deutlichen Bitternote geprägt, die appetitanregend und verdauungsfördernd wirkt. Diese Bitterstoffe regen die Produktion von Magen- und Gallensäften an. Beim Kochen mildert sich die Bitterkeit etwas, während die würzigen Aromen in den Vordergrund treten. Die getrockneten Blätter haben eine raue, leicht filzige Struktur. Aufgrund seiner Geschmacksintensität sollte Beifuß eher sparsam dosiert werden, da er andere Aromen schnell überdecken kann. Er verleiht Gerichten eine herbe, waldige Tiefe und eine angenehme Wärme.

Verwendung in der Küche

In der Küche ist Beifuß der klassische Begleiter für fette und schwere Speisen. Seine Bitterstoffe und ätherischen Öle fördern die Fettverdauung und machen Gerichte bekömmlicher. Unverzichtbar ist er daher bei der Zubereitung des traditionellen Gänse- oder Entenbratens zu Weihnachten oder Sankt Martin. Ein Zweig Beifuß, mitgebraten oder in die Füllung gegeben, verleiht dem Braten sein typisches Aroma.

Ebenso gut passt er zu fettem Schweinefleisch, Eisbein, Hammel oder Aal. Er wird oft in Wurstfüllungen verwendet oder zum Würzen von kräftigen Soßen und Eintöpfen. Auch in der vegetarischen Küche kann er Akzente setzen, beispielsweise bei Gerichten mit Hülsenfrüchten oder in deftigen Kartoffelsuppen. In der Regel wird der Beifußzweig im Ganzen mitgekocht und vor dem Servieren wieder entfernt.

derMarktleiter Icon besonders wertvolle Inhaltsstoffe von Beifuß

Besondere Inhaltsstoffe / Wirkungen

Beifuß ist reich an einer Vielzahl pharmakologisch interessanter Substanzen. Die wichtigsten Wirkstoffe sind die ätherischen Öle (mit Cineol, Campher und Thujon) sowie die Bitterstoffe (Sesquiterpenlactone). Diese Kombination ist primär für die verdauungsfördernde (stomachische und cholagoge) Wirkung verantwortlich, da sie die Sekretion von Magensaft und Galle anregt. Traditionell wird Beifuß daher als Amarum aromaticum bei Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden eingesetzt.

Darüber hinaus enthält er Flavonoide, Cumarine und Triterpene. In der Volksmedizin wurde er aufgrund seiner leicht krampflösenden und wärmenden Eigenschaften auch bei Frauenleiden verwendet. Wissenschaftliche Informationen zu Inhaltsstoffen und traditioneller Verwendung finden sich beispielsweise auf den Seiten renommierter Institutionen wie dem Botanischen Garten der Universität Würzburg. Wichtig: Schwangere sollten aufgrund der uterusanregenden Wirkung auf Beifuß verzichten.

Ernährungsphysiologische Bedeutung

Aus ernährungsphysiologischer Sicht spielt Beifuß als reines Gewürz mengenmäßig eine untergeordnete Rolle und trägt kaum zur Deckung des täglichen Bedarfs an Makronährstoffen bei. Seine Bedeutung liegt vielmehr in seinen sekundären Pflanzenstoffen. Die enthaltenen Bitterstoffe und ätherischen Öle sind für den Körper von großem Wert, da sie die Verdauung auf natürliche Weise unterstützen und die Verträglichkeit von reichhaltigen Mahlzeiten verbessern.

Durch die Anregung der Verdauungssäfte können Nährstoffe aus der Nahrung effizienter aufgespalten und vom Körper aufgenommen werden. Indem Beifuß die Bekömmlichkeit von Speisen verbessert, trägt er indirekt zum Wohlbefinden nach dem Essen bei und hilft, Völlegefühl und Blähungen zu reduzieren. Er ist somit ein funktionales Lebensmittel, dessen Wert nicht in Kalorien, sondern in seiner positiven Wirkung auf den Stoffwechselprozess liegt.

derMarktleiter Icon Ernährungsphysiologie von Beifuß
derMarktleiter Icon Küchentipps für Beifuß

Praktische Küchentipps & Haushaltswissen

Um das Beste aus Beifuß herauszuholen, gibt es einige einfache Tipps. Kaufen Sie idealerweise ganze, gerebelte Blätter statt Pulver, da diese ihr Aroma länger behalten. Lagern Sie das Kraut stets dunkel, trocken und in einem luftdicht verschlossenen Gefäß, um die ätherischen Öle vor dem Verfliegen zu schützen.

Für Braten und Schmorgerichte empfiehlt es sich, einen ganzen Zweig Beifuß (frisch oder getrocknet) für die letzte Stunde der Garzeit hinzuzufügen und vor dem Servieren zu entfernen. So gibt er sein Aroma ab, ohne dass die bitteren Noten zu dominant werden. Für eine schnellere Würzung können die Blätter auch fein zerstoßen und direkt in Soßen oder Füllungen gemischt werden – hierbei aber sparsam dosieren. Ein Tee aus Beifußblättern kann zudem als wirksames Hausmittel bei Verdauungsbeschwerden dienen.

Verwendungstipps & Rezeptideen

Klassischer Gänsebraten: Füllen Sie die Gans mit Äpfeln, Zwiebeln und einem Zweig Beifuß oder legen Sie den Zweig direkt mit in den Bräter.

Deftige Kartoffelsuppe: Kochen Sie einen kleinen Beifußzweig in der Suppe mit und entfernen Sie ihn vor dem Pürieren.

Kräuterquark: Mischen Sie eine winzige Prise fein gehackten Beifuß unter den Quark für eine herbe, würzige Note.

Aromatisches Salz: Mischen Sie getrockneten, zerstoßenen Beifuß mit grobem Meersalz für ein Würzsalz, das hervorragend zu fettem Fisch oder Fleisch passt.

Beifuß-Butter: Weiche Butter mit einer kleinen Menge fein gerebeltem Beifuß, Salz und Pfeffer vermengen und zu Gegrilltem servieren.

derMarktleiter Icon Verwendungstipps für Beifuß
derMarktleiter Icon Kulturgeschichte von Beifuß

Kulturelle & kulinarische Bedeutung

Beifuß ist tief in der europäischen Kulturgeschichte verwurzelt. Bereits in der Antike wurde er von Heilkundigen wie Dioskurides geschätzt. Sein deutscher Name leitet sich vermutlich davon ab, dass man sich das Kraut auf lange Fußmärsche „bei den Fuß“ band, um Ermüdung vorzubeugen.

Eine besondere Rolle spielte er in heidnischen und späteren christlichen Bräuchen. Als Schutzkraut sollte er böse Geister und Krankheiten abwehren. Gürtel aus Beifuß, die zur Sommersonnenwende (Johannistag) getragen und anschließend im Johannisfeuer verbrannt wurden, sollten für das kommende Jahr vor Unheil schützen. Kulinarisch etablierte er sich im Mittelalter als unverzichtbares Gewürz für die damals sehr fetten und schwer verdaulichen Festtagsbraten. Diese Tradition hat sich bis heute, insbesondere beim Weihnachts- und Martinsgans-Essen, erhalten.

Daten, Fakten und Wissenswertes

  • Beifuß gehört zur selben Gattung wie Wermut (Artemisia absinthium), der zur Herstellung von Absinth verwendet wird.
  • In der traditionellen chinesischen Medizin wird eine Beifuß-Art für die Moxibustion (Wärmetherapie) genutzt.
  • Sein botanischer Name Artemisia ist eine Hommage an die griechische Göttin Artemis, die Schutzherrin der Frauen und der Jagd.
  • Beifußpollen gehören zu den häufigsten Auslösern von Heuschnupfen im Spätsommer.
  • Früher wurde Beifuß auch zum Würzen von Bier verwendet, bevor der Hopfen diese Rolle übernahm.
derMarktleiter Icon FAQ zu Beifuß

FAQ

Kann man Beifuß roh essen?

Theoretisch ja, aber aufgrund seiner extrem bitteren und intensiven Aromen ist er roh kaum genießbar. Er entfaltet seine kulinarischen Qualitäten am besten als mitgekochtes Gewürz.

Warum ist Beifuß gut für Gänsebraten?

Seine ätherischen Öle und Bitterstoffe regen die Produktion von Verdauungssäften an, insbesondere der Galle. Dies hilft dem Körper, das reichlich vorhandene Fett des Gänsebratens besser zu spalten und zu verdauen, wodurch das Gericht bekömmlicher wird.

Gibt es einen Unterschied zwischen frischem und getrocknetem Beifuß?

Ja. Frischer Beifuß ist etwas milder und hat frischere, minzigere Noten. Getrockneter Beifuß ist konzentrierter, herber und bitterer im Geschmack. In der Küche wird meist die getrocknete Form verwendet.

Wer sollte auf Beifuß verzichten?

Schwangere, Stillende und Kleinkinder sollten Beifuß meiden. Auch Allergiker, die auf Korbblütler reagieren, sollten vorsichtig sein, da es zu Kreuzallergien kommen kann.

Nährwerte

Als Gewürz wird Beifuß nur in sehr kleinen Mengen verwendet, weshalb sein Beitrag zur Nährstoffversorgung vernachlässigbar ist. Die nachfolgenden Durchschnittswerte beziehen sich auf 100g getrocknetes Kraut und dienen der Vollständigkeit. Der wahre Wert des Beifußes liegt nicht in seinen Makronährstoffen, sondern in den wirksamen sekundären Pflanzenstoffen wie Bitterstoffen und ätherischen Ölen.

derMarktleiter Icon Nährwerte von Beifuß
Nährwerte pro 100g (getrocknet)
Brennwert 303 kcal / 1268 kJ
Fett 7,2 g
– davon gesättigte Fettsäuren 1,9 g
Kohlenhydrate 21 g
– davon Zucker 7,0 g
Eiweiß 23 g
Salz 0,1 g