
Einleitung
Die Steckrübe, oft unterschätzt, feiert seit einigen Jahren ein überraschendes Comeback in der gesunden Alltagsküche. Sie gilt als traditionelles Wintergemüse, das früher vor allem in Notzeiten eine wichtige Rolle spielte.
Heute erlebt sie als regionaler Vitaminlieferant und vielseitige Zutat eine kulinarische Renaissance. Wer genauer hinsieht, entdeckt in der Steckrübe ein echtes Allround-Talent mit Geschichte und ernährungsphysiologischer Relevanz.
Definition & Einordnung
Die Steckrübe (Brassica napus subsp. rapifera) gehört zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) und ist botanisch gesehen eng mit Kohl, Senf und Raps verwandt. Es handelt sich um eine zweijährige Pflanze, deren Wurzelknolle im ersten Jahr geerntet wird.
Die Steckrübe ist auch unter regionalen Bezeichnungen wie Kohlrübe, Wruke oder Bodenkohlrabi bekannt. In der Vergangenheit wurde sie in der Landwirtschaft als Futtermittel genutzt, fand jedoch auch ihren festen Platz in der menschlichen Ernährung – insbesondere während der Hungersjahre im Ersten und Zweiten Weltkrieg.
Charakteristisch ist ihre große, gelb-orange bis violett gefärbte Knolle, die je nach Sorte rund oder leicht oval ausfällt. Geschmacklich kombiniert sie die erdige Note von Kohl mit einer milden Süße, die beim Kochen noch stärker zur Geltung kommt.


Herstellung
Der Anbau von Steckrüben erfolgt in gemäßigten Klimazonen und stellt vergleichsweise geringe Ansprüche an Boden und Pflege. Sie bevorzugt tiefgründige, feuchte und nährstoffreiche Lehmböden und wird hauptsächlich im Spätsommer ausgesät.
Die Vegetationszeit beträgt etwa 90 bis 120 Tage, sodass die Ernte meist zwischen Oktober und November stattfindet. Im landwirtschaftlichen Kontext wird die Rübe maschinell geerntet und anschließend gewaschen, sortiert und gekühlt gelagert.
Für den Handel wird sie meist roh angeboten, teilweise auch vakuumiert oder verarbeitet zu Püree, Rübeneintopf oder als Tiefkühlware. Auch in Biolandbau-Betrieben ist sie aufgrund ihrer Robustheit und Bodenverbesserungseigenschaften ein beliebtes Kulturgut.
Herkunft
Die Steckrübe hat ihren Ursprung vermutlich in Skandinavien oder Russland und wurde im 17. Jahrhundert erstmals in schriftlichen Quellen erwähnt. Als Kreuzung zwischen Rübsen (Brassica rapa) und Kohl (Brassica oleracea) entstand sie als Kulturpflanze aus landwirtschaftlichem Interesse.
In Deutschland fand die Steckrübe insbesondere in Norddeutschland Verbreitung. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurde sie unter dem Namen „Hungerwurzel“ bekannt, da sie eines der wenigen noch verfügbaren Nahrungsmittel war.
Trotz dieser historischen Konnotation erlebt sie heute ein Comeback – vor allem im Rahmen der regionalen und nachhaltigen Ernährung.


Nährwerte
Steckrüben sind kalorienarm und zugleich reich an wertvollen Nährstoffen. Besonders hervorzuheben sind ihr hoher Wassergehalt, ihre Ballaststoffe sowie Vitamin C und Kalium. Sie liefern Energie in Form komplexer Kohlenhydrate und sind für eine ausgewogene Ernährung bestens geeignet. Die Nährstoffdichte ist vergleichbar mit der von Karotten oder Pastinaken.
Nährwerte | pro 100g |
---|---|
Brennwert | 125 kJ / 30 kcal |
Fett | 0,2 g |
– davon gesättigte Fettsäuren | 0,1 g |
Kohlenhydrate | 6,5 g |
– davon Zucker | 4,5 g |
Eiweiß | 1,1 g |
Salz | 0,03 g |
Besondere Inhaltsstoffe / Zusatzstoffe / Wirkungen
Die Steckrübe enthält eine Vielzahl wertvoller Inhaltsstoffe, die sie besonders gesundheitsfördernd machen. Hervorzuheben ist der hohe Gehalt an Ballaststoffen, die die Verdauung anregen und ein langanhaltendes Sättigungsgefühl erzeugen.
Zudem enthält sie Glucosinolate – sekundäre Pflanzenstoffe mit potenziell entzündungshemmender und antikanzerogener Wirkung. Ebenfalls relevant sind Beta-Carotin und andere Carotinoide, die als Antioxidantien fungieren und das Immunsystem stärken können.
Mit einem moderaten Gehalt an Vitamin C unterstützt die Steckrübe zudem das Bindegewebe und die Eisenaufnahme. Durch ihre basenbildende Wirkung trägt sie zur Regulierung des Säure-Basen-Haushalts bei. Ihre Inhaltsstoffe machen sie damit zu einem idealen Lebensmittel für eine ausgewogene, gesundheitsbewusste Ernährung.


Ernährungsphysiologische Bedeutung
Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist die Steckrübe ein echtes Multitalent. Mit ihrem niedrigen Kaloriengehalt eignet sie sich hervorragend für reduktionsorientierte Kostformen. Gleichzeitig liefert sie wichtige Mikronährstoffe wie Kalium, Kalzium, Magnesium und Vitamin C, die vielfältige Körperfunktionen unterstützen – von der Muskel- und Nervenfunktion bis hin zur Knochengesundheit.
Dank ihres hohen Ballaststoffanteils fördert die Steckrübe eine intakte Darmflora und kann bei der Prävention von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen helfen. Besonders erwähnenswert ist ihre basische Wirkung auf den Organismus, die entzündlichen Prozessen entgegenwirken kann. Für Vegetarier und Veganer stellt sie eine wertvolle, saisonale Ergänzung dar.
Verwendungstipps & Rezeptideen
Die Steckrübe lässt sich äußerst vielseitig in der Küche einsetzen. Klassisch wird sie in Eintöpfen oder als Püree verwendet, häufig kombiniert mit Möhren, Kartoffeln oder Linsen. In dünne Scheiben geschnitten und im Ofen geröstet, ergibt sie eine aromatische Beilage mit leicht süßlicher Note.
Auch als Steckrüben-Carpaccio mit Zitrus-Dressing oder als Bestandteil eines Wintergemüse-Currys entfaltet sie ihr volles Potenzial. In fermentierter Form – z. B. als Sauerrübe – lässt sie sich haltbar machen und als probiotische Komponente integrieren. Wer experimentierfreudig ist, kann sie sogar als Zutat für herzhafte Aufläufe oder als Rösti-Grundlage verwenden.


Daten, Fakten und Wissenswertes
– Botanisch gehört die Steckrübe zur Gattung Brassica
– In Notzeiten war sie eines der wenigen verfügbaren Nahrungsmittel
– Die „Schwedische Rübe“ wurde im 17. Jh. erstmals in Europa erwähnt
– Steckrüben haben nur etwa 35 kcal pro 100 g
– In Norddeutschland traditionell Bestandteil von Rübenmus
– Auch als Tierfutter wegen des hohen Energiegehalts beliebt
– Die Pflanze ist frosthart und ideal für späte Ernteperioden
FAQ
Ist die Steckrübe roh essbar?
Ja, junge Steckrüben können roh verzehrt werden – z. B. geraspelt im Salat. Ältere Exemplare sollten gegart werden.
Wie lange ist Steckrübe haltbar?
Unangetastet und kühl gelagert ist sie bis zu 2 Monate haltbar. Bereits angeschnitten sollte sie innerhalb weniger Tage verarbeitet werden.
Ist Steckrübe mit Kohlrabi verwandt?
Ja – beide gehören zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae), unterscheiden sich aber deutlich im Geschmack und in der Verwendung.
